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Röpkes Bekenntnis zum Humanismus


In der heutigen allgemeinen Definition wird Humanismus als Denken und Handeln im Bewusstsein der Würde des Menschen und als Streben nach Menschlichkeit beschrieben.


Der Humanismus der frühen Neuzeit war vor allem eine breite Bildungsbewegung, die die optimale Entfaltung der menschlichen Fähigkeiten durch Wissen und Tugend anstrebte.


Bei Röpke lassen sich auch zahlreiche Parallelen zur christlichen Soziallehre entdecken. Als wertekonservativer Liberaler war ihm klar, dass nur ein liberales Wirtschaftssystem die in der individuellen Selbstbehauptung liegende Hauptkraft des Lebens nutzen und entbinden kann.

Sein Werk bewegt sich im Schnittbereich von Recht, Philosophie, Geschichte, Theologie und Geisteswissenschaft unter Berücksichtigung der Disziplinen Ökonomie, Soziologie und Politologie.


Röpke war gegen den einseitigen und verkürzten Blick, wie er im Ökonomismus, im Materialismus und im Utilitarismus mit seinem Kult des Nützlichen zum Vorschein kam. Als weitblickender Universalgelehrter zeigte er klar auf, dass die Wirtschaftswissenschaft eine moralische Wissenschaft ist, die nicht unabhängig von der Gesellschaft handeln kann.

Die Wirtschaftsordnung muss von einer geistig-moralischen Klammer gehalten sein, die nicht nur die Unvollkommenheiten und Härten der Wirtschaftsfreiheit korrigiert, sondern dem Menschen die seiner Natur gemäße Existenz ermöglicht.


Der geistig-moralische Halt des Einzelnen war für ihn von elementarer Bedeutung, um menschliches Unglück, innere Leere, Unbefriedigtsein und die Suche nach Ersatzbefriedigungen aller Art zu vermeiden.

Es ging Röpke um die Förderung immaterieller Bedingungen schlichten menschlichen Glücks.

Dazu ist es erforderlich, dass die Menschen unter fördernden Bedingungen einer natürlichen, die Menschen jenseits des Marktes miteinander verbindenden, die Überlieferung achtenden und den einzelnen einbettenden Ordnung aufwachsen.

Freiheit und Persönlichkeit des Einzelnen müssen dabei geachtet und gefördert, die Opferung des Menschen an ein anonymes Kollektiv dagegen verhindert werden. Für Röpke ging es um die Entfaltung freier Hingabe, freudigen Daseins und verständiger Einordnung in das höchste Ganze.


Röpke: ,,Weil Menschen meiner Art ein ganz bestimmtes Bild vom Menschen haben, das durch die ununterscheidbare Erbmasse der antik-christlichen Überlieferung geformt ist, weil wir in ihm das Ebenbild Gottes sehen, weil uns die Überzeugung im Blute steckt, dass es grauenvolle Sünde ist, ihn vom Zweck der Schöpfung zum Mittel zu erniedrigen, und jede Seele etwas Unvergleichliches und Unschätzbares ist, gegen das alles andere nichts gilt, weil wir einem in solchen Überzeugungen wurzelnden Humanismus ergeben sind, für den der Mensch Kind und Ebenbild Gottes ist, nicht aber selber Gott, zu dem ihn die Hybris eines falschen, atheistischen Humanismus macht - deshalb stehen wir mit äußersten Misstrauen jeder Art von Kollektivismus und kollektivem Denken gegenüber."


und: ,,Es ist verhängnisvoll, die Vitalkraft des persönlichen Interesses, der Selbstbehauptung und der Selbstentfaltung - die nur diejenigen als ,,unchristlich" bezeichnen können, welche die Lehre des Christentums mit dem natürlichen Kommunismus einer das Ende der Dinge erwartenden Urgemeinde verwechseln - zu verkennen und im Namen eines verstiegenen Materialismus zu vergewaltigen, was etwas höchst Unmoralisches und Kulturfeindliches erfordert, nämlich die Lüge der Propaganda und nackte Gewalt."


Wilhelm Röpke in ,,Marktwirtschaft ist nicht genug, Gesammelte Aufsätze, S. 254/255




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